Ich bin in den Genuss gekommen, die Süddeutsche Zeitung 12 Tage lang Probe zu lesen. Es gibt ja Menschen, die diese Zeitung ziemlich gut finden, mein Ding ist es nicht. Dazu muss ich allerdings auch sagen, dass ich kein passionierter Zeitungsleser bin, weil ich mich viel zu sehr im Internet informiere und ich die Hintergrundberichte oft als schlecht recherchiert und damit nicht so spannend finde. Und genau das ist der Grund, weswegen ich heute über einen Artikel genau in dieser Zeitung schreibe. Gerne hätte ich auf den Artikel verlinkt, aber bei der Süddeutschen geht das leider nicht, weil der Artikel nur kostenpflichtig abzurufen ist.
Der Untertitel verrät den Tenor des gesamten Artikels:
„Auf Facebook pflegen die User im Durchschnitt 342 Kontakte, seltsam intim und oberflächlich zugleich. Doch für die wirklich harten Zeiten im Leben bleiben reale Freundschaften unverzichtbar.“
Zuerst stellt die Autorin fest: Obwohl dafür das gleiche Wort benutzt wird, sind die Freunde bei Facebook (warum eigentlich nicht auch bei WKW, Google+ oder Twitter?) anderer Couleur als die „wirklich guten Freunde“. Das sei auch der Grund, weswegen der Durchschnittsnutzer auf die schwindelerregende Freundeszahl von 342 kommt. Immerhin kommt die Autorin zu der Einsicht, dass ein solcher Freund durchaus auch die Qualität eines „wirklich guten Freundes“ haben kann. Wow! Das ist ja eine atemberaubende Erkenntnis… Wie ist das eigentlich mit Kontaktanzeigen? Klar, man liest sie in der Zeitung, dann schreibt man sich Briefe und irgendwann trifft man sich im richtigen Leben… Hört sich doch ganz schön ähnlich an, oder? Immerhin geht es dabei um die große Liebe. Veränderte sich durch diese mehrzeiligen Partnerschaftssuchanzeigen auch der Beziehungsbegriff Partnerschaft???
Der Unterschied zum „herkömmlichen Sinn“ von Beziehung
Das Kennenlernen ist dann gleich das nächste, was der Autorin nicht ganz einleuchtet… Man lernt sich über’s Netz kennen, unpersönlich und doch persönlich, schnell noch ein Fachbegriff – nämlich „connected presence“ (ein Ausdruck der schnellen Kommunikation, die mittels kleiner Gesten wie z.B. Emoticons Verbundenheit herstellt) eingeflochten und schon ist klar: es geht hier gar nicht um den Inhalt, sondern nur um das „Pingpong-Spiel“. Damit ist das schnelle hin- und her Schreiben von Nachrichten gemeint…. Und das sei auch der größte Unterschied zum „herkömmlichen Sinn“ von Beziehung. Diese herkömmliche bräuchte Zeit und geschähe quasi hinter verschlossenen Türen – im privaten Raum… Spätestens hier frage ich mich, wie alt die Autorin ist, wie sie sich vor der Liebe auf den ersten Blick schützt, ob sie noch nie einen Seelenverwandten getroffen hat? Hat sie generell Beziehungsängste? Was ist denn an schnell und intensiv falsch? Unterschätzt sie vielleicht auch, dass es auch im Netz Menschen gibt, die dort vollkommen uninteressant sind und mit denen man auch keine Internet-Beziehung aufbauen kann und möchte? Sind Facebook-User vielleicht dazu verdammt, immer alle Freundschaftsfragen anzunehmen und mit allen eng, intim, dolle befreundet zu sein? Kennt die Dame vielleicht Facebook gar nicht von innen – insbesondere die Einstellungen der Privatsphäre? (Und plötzlich stellt sich mir die Frage: Warum bin ich eigentlich von den 342 Freunden soweit entfernt? Ich habe gerade mal nachgesehen – aus Angst, dass ich „ent-freundet“ werde, weil ich zu wenige Freunde habe, behalte ich meine Freundeszahl an dieser Stelle mal für mich…)
Der Begriff „Freund“ unterliegt einem Wandel
Und dann wird’s wild: es werden Studien zitiert (eine mit 124 und eine mit 24 Probanden), es komme nur auf die Freundesliste an, nicht auf die Person selbst und außerdem würde eine Liebesbeziehung, bei der beide Partner in Sozialen Netzwerken aktiv sind, für Qualen der Eifersucht und bei Trennung für Stalking sorgen… War das jemals anders? Selbstzweifel führen zu Eifersucht, egal auf welchem Weg kommuniziert wird. Und wer glaubt, dass manche nicht von ihren Verflossenen lassen können und nur das Internet schuld an diesem Zustand wäre, irrt gewaltig. Auch das ist keine Neuigkeit.
Immerhin wird der Medienwissenschaftler Ralf Adelmann zitiert, der darauf hinweist, dass der Begriff „Freund“ ebenso einem Wandel unterliegt, wie unsere gesamte Welt…
Die Autorin scheint verwirrt, denn ihr Fazit lautet: Bei Herzschmerz hilft „zum Glück“ nur eins: die wahren Freunde (das kann ich noch nachvollziehen) „Bier trinken“ (wie bitte?) „Schokolade essen“ (ebenfalls Ersatzbefriedigung und keine Lösung….) sowie „heulen, schreien; all das eben, was Facebook und Co. niemals können.“
Mein Fazit
Oh mein Gott, dass es heutzutage noch solche Aussagen über soziale Netzwerke gibt, ängstigt mich ein wenig. Ich kenne durchaus Menschen, die gnadenlose „Offliner“ sind und ich kenne auch welche, die tatsächlich nur digitale Freunde haben (immerhin wird ihnen heutzutage ermöglicht, wenigstens digitale Freunde zu haben – füher säßen sie mit Fernsehen und Büchern allein zu Hause). Aber glaubt die Autorin wirklich, dass die Nutzer sozialer Netzwerke unaufgeklärte Lemminge sind, die sozusagen von den sozialen Netwerken fremdgesteuert werden?
Ich werde gleich mal einen Post bei meinen Freunden absetzen – und wehe, die antworten mir nicht sofort und mit mindestens 1000 Emoticons!
(Hinweis: Dieser Blogartikel bezieht sich auf einen Artikel in der Süddeutschen Zeitung vom 06.11.13 mit der Überschrift „Pingpong für alle“.)
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